Höchste Zeit für Veränderung – Die Welt vor und nach Corona

Aus der Corona Krise einen Impuls für die eigene Veränderung (Change) gewinnen.

Anfang 2020 hatte noch niemand geglaubt, dass die in der chinesischen Provinz Wuhan ausgebrochene neuartige Lungenentzündung irgendetwas mit dem Rest der Welt zu tun haben wird. Schließlich ist die Volksrepublik China von uns weit weg. In Januar 2020 wurden der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 27 Fälle gemeldet, bei denen die Ärzte und Wissenschaftler von einem Virus ausgehen, der die Symptome Fieber, Müdigkeit oder trockener Husten auslöst. Zunächst schließen sie die Übertragung vom Menschen zu Menschen aus. Am 7. Januar melden die chinesischen Behörden, dass es sich um den neuartigen Corona-Virus handelt. Die größte Stadt Zentralchinas mit 11 Millionen Einwohner Wuhan sowie die benachbarten Städte mit mittlerweile über 600 Erkrankten werden am 23. Januar unter Quarantäne gestellt. Der Erreger breitet sich weiter aus. Die Sperrung betrifft mittlerweile eine Region, in der ca. 60 Millionen Menschen leben. Einen Tag vor dem chinesischen Neujahrsfest sagen die größten Städte Chinas u.a. Peking in der wichtigsten Urlaubssaison ihre Feste ab. WHO beschließt dennoch noch keinen internationalen Gesundheitsnotstand auszurufen. Inzwischen sind über 900 Menschen erkrankt und man weiß inzwischen, dass die Sperrungen zu spät kamen, um die Ausbreitung zu verhindern. Wir in Deutschland schauen gespannt den Nachrichten zu. Dennoch ist alles noch fern.

Viren kennen keine internationalen Grenzen. Da es zahlreiche direkte Flüge aus Wuhan in die weite Welt gibt, werden am 24. Januar bereits die ersten Fälle aus Frankreich gemeldet. China meldet inzwischen 7000 Erkrankte. Auch die benachbarten Länder erfasst die Corona Welle: Thailand, Japan, Taiwan. Ende Januar zählt auch der Westen einige Infizierte: Im 25 km südwestlich von München gelegenen Starnberg werden 4 Infizierte gezählt. Auch in den USA melden einige Städte die ersten Corona Fälle. WHO stuft nun die Ausbreitung vom neuartigen Coronavirus (COVID-19) als internationalen Notfall ein. Wir sind besorgt, denn auch europäischer Kontinent ist nun betroffen und die Gefahr fast um die Ecke.

Wie sieht die Lage heute (Stand: 5.4.2020) aus? Experten glauben, dass die Dunkelziffer bei Corona bereits in Januar weit höher war als vermutet. Manche Infizierte bleiben weitgehend symptomfrei, ohne zu wissen, dass sie den Virus bereits in sich tragen oder trugen. Großflächige Corona-Tests wären hilfreich, sind jedoch ressourcenintensiv. Daher wird nur ein kleiner Teil der Bevölkerung getestet, der entweder Symptome hat oder nachweislich Kontakt zu einem Infizierten hatte. Inzwischen sind über 1 Mio. Menschen an Corona weltweit erkrankt.

Die Welt steht aufgrund der Corona Pandemie still und hält den Atem an. Viele fragen sich – was passiert jetzt? Es wäre leichter und erträglicher in „eine Glaskugel“ zu schauen, um eine gewisse Sicherheit zu schöpfen als der teilweisen Panikmache, zahlreichen Verschwörungstheorien und den Experten-Empfehlungen aus den Nachrichten zu folgen. Diese Nachrichten stimmen uns teilweise verrückt und manchmal wissen wir gar nicht, welche Informationen nun wahr sind.

Schon seit einiger Zeit deuten alle Anzeichen hin, dass unsere globale Wirtschaft Richtung Rezession gleiten wird, einer Phase, die durch die sinkende Nachfrage und steigenden Arbeitslosigkeit definiert ist. Denn die Produktion ist heruntergefahren, Geschäfte und Restaurants sind geschlossen. Es folgen Entlassungen und Kurzarbeit, Neueinstellungen werden gestoppt. Und wer wenig verdient, konsumiert weniger. Anfang 2020 hat Bundeswirtschaftsministerium für Wirtschaft und Energie das deutsche Wirtschaftswachstum für 2020 von 1,1 % prognostiziert. Auch die Arbeitsmarktentwicklungen waren als positiv eingestuft. Durch die getroffenen Maßnahmen gegen Ausbreitung des Corona-Virus gilt diese Prognose als überholt. Corona scheint eine neue Epoche eingeläutet zu haben, eine Epoche der Erkenntnis, dass wir „[…] gar nicht solche autonomen Herrscher über unser Dasein sind, sondern schlicht das Ende der Lieferkette“.

Ich habe mich ebenfalls mit dem Thema auseinandergesetzt und setze mich jeden Tag damit neu auseinander. Es ist spannend, die eigenen Erwartungen und die Entwicklung dieser in der Zeit der Ungewissheit zu beobachten. Am Anfang verfiel ich in eine Art Panik und Frust. Ich habe 1,5 Wochen von Zuhause aus gearbeitet, weil der Vorstand unseres Unternehmens beschlossen hat, alle Mitarbeiter, die von Home Office aus arbeiten könnten, ins Home Office zu schicken. Ich muss zugeben, dass ich mich am Anfang darauf gefreut habe. Zumindest habe ich gedacht, dass ich so entspannter bzw. selbstbestimmter arbeiten kann als auf der Arbeit – ohne zusätzliche Ablenkung für einen Kaffee oder Kollegenaustausch. Dass ich im Home Office die sofortige Erreichbarkeit vorweisen musste, war mir neu. Von einem Skype Call in den nächsten zu „springen“, parallel E-Mails zu beantworten und noch konzentriert an den eigenen Aufgaben zu arbeiten, empfand ich als anstrengend, und arbeitete meist 9-10 h pro Tag.

Ich hatte das Gefühl, dass ich mir und den anderen beweisen musste, dass ich genauso produktiv und gar produktiver als andere bin. Zudem hat mich die Aussage eines Fabrik-Kollegen sehr verärgert „Irene, Home Office bedeutet eine sofortige Erreichbarkeit!“. Das schrieb er mir im Skype Chat als ich zwischen 13:00 und 13:30 meine Mittagspause gerade noch eingeschoben habe und im Skype als „abwesend“ angezeigt wurde. Seitdem ich zurück in der Fabrik wieder bin, fühle ich mich entspannter, denn ich habe nicht das Gefühl, dass ich so intensiv kontrolliert werde, wann ich arbeite und wann ich eine Pause mit den Kollegen einlege. Schließlich sollten die Ergebnisse zählen und nicht die pure Präsenz, nicht wahr? 😊 Ja, es hat mich regelrecht geärgert, dass meine Arbeit im Home Office scheinbar als geringer geschätzt wird als die Arbeit aus der Fabrik aus. Sollte dies im Jahr 2020 nicht der Normalität angehören, dass man Home Office Arbeit hat?

Andererseits hatte ich nach der Home Office Zeit bei meiner Rückkehr in die Fabrik einen angenehmen Tag in der Produktion erlebt. Ich habe einen Tag lang in der Produktion ausgeholfen. Zu sehen, dass die Kollegen und Mitarbeiter weiterhin motiviert dabei sind und sie vor Ort zu unterstützen, hat mich glücklich gestimmt. Außerdem genieße ich das soziale Umfeld. Der Mensch ist bekanntlich ein soziales Wesen, und dazu zähle ich mich insbesondere dazu. Daher wäre eine nur aus Home Office bestehende Zeit sicherlich keine dauerhafte Lösung für mich, obwohl ich dankbar wäre, wenn man als Mitarbeiter die offene Freiheit hätte, auch einige Aufgaben in häuslichem Büro erledigen zu dürfen. Ich denke, ein Mix aus den beiden Arten Vor-Ort-Sein und Remote-Work (Fernarbeit) – wenigstens die Möglichkeit dafür – würden dem Worklife-Balance eines jeden Angestellten entgegen kommen.

Die Corona Pandemie wird mit Sicherheit unsere Art und Weise, unsere Bedürfnisse und Denke als Mensch, unsere Arbeitsweise und die Arbeitswelt drastisch verändern. Bereits heute führen wir unsere Bank-Geschäfte meist online aus, bestellen in den zahlreichen Online-Shops, nehmen an Kursen online teil und bestimmen selbst, welche Filme wir heute Abend anschauen, und wann man den Pausenknopf drückt. Digitalisierung und Selbstbestimmung nehmen zu, und das zeigt uns die Corona Zeit ebenfalls stark auf. Wir können zahlreiche Aktivitäten digital erledigen und dabei wertvolle Zeit sparen.

Was ebenfalls zunimmt, ist die Erkenntnis: „Wir sollten uns auf das Wesentliche besinnen“. Das Bedürfnis nach persönlichem Austausch, nach sozialer Nähe trotz Digitalisierung wächst enorm. Man kann sicherlich einiges online erledigen. Dennoch ist der persönliche Kontakt auf Dauer, meiner Meinung nach, nicht gänzlich zu ersetzen. Denn die Menschen sind keine Roboter oder Maschinen. Die Menschen nehmen ihre Umwelt durch die fünf Sinneskanäle wahr: Hören, Riechen, Schmecken, Sehen, Tasten. Die Online-Angebote begünstigen nur 2 Sinneskanäle: das Hören und das Sehen. Die 3 weitere, psychologisch wichtigsten Sinneskanäle, die den Menschen wahrlich ausmachen und z.B. vom Tier unterscheiden, würden auf die Dauer verkümmern und sollten unbedingt im Präsenz nachgeholt werden. Denn was ist schöner als eine warme Umarmung eines lieben Menschen?

Besinnung auf das Wesentliche beinhaltet zudem unseren vor der Corona gelebten Konsum. Ist alles, was wir einkaufen tatsächlich für das Überleben notwendig? Könnten wir auf etwas verzichten? Und wenn ja, auf was könnten wir verzichten, und was nicht?

Ich möchte an dieser Stelle noch einen weiteren Denkanstoß verlinken, der mich über WhatsApp Nachricht erreicht hat. Eine wunderschöne, wachrüttelnde Zusammenfassung, wie man in einer Krise eine Chance sehen kann: „Es könnte sein…“ von Tanja Draxler. Vielen Dank für den wertvollen Impuls!

Und welche Gedanken beschäftigen Sie momentan? Wie sehen Sie die weiteren Entwicklungen vor und nach Corona?

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